Dass Artus-Sky bei uns bleiben sollte, hatten wir nicht
geahnt! Eigentlich hatte er seine künftige Besitzerin schon sehr früh
gefunden gehabt.
Als aber dann eines Sonntagmorgens - in der neunten
Lebenswoche der Welpen - mein Mann den Landseerbabys Futter und Wasser
brachte, verlor er beim Übersteigen des Welpengitters - in einer Hand das
Wasser, in der anderen die Futterschüssel - das Gleichgewicht. Zwar
versuchte er noch, der sich am Gitter drängelnden Welpenschar auszuweichen
und einen Ausfallschritt auf ein kleines Stück freier Fläche zu machen,
doch im Moment des Auftretens wuselte unser Artus so unglücklich mit seinem
rechten Hinterlauf unter den Fuß meines Mannes, dass dieser ihm beim
Auftreten auf den Unterschenkel trat. Die sofortige Untersuchung in der
Klinik ergab einen Bruch des rechten Unterschenkels. Dieser Bruch wurde mit
einem Tapeverband versorgt und wir wurden zunächst mit guten Prognosen
wieder nach Hause entlassen. Da Artus zukünftige Besitzerin - eine
renommierte Hundeverhaltenstherapeutin - aber darauf angewiesen war, ihren
Welpen von Anfang an mit in ihre Arbeit auf dem Hundeplatz zu integrieren
und wir wiederum erst Artus' Genesung abwarten wollten, stand sofort fest,
dass Artus bei uns bleiben würde. Unser kleiner Patient ertrug sein
Schicksal trotz seines zarten Alters tapfer! Der Bruch schien ihm keine
großen Probleme zu bereiten. Geduldig lag er bei uns, nagte an diversen
Knochen, spielte mit uns Tauziehen (das geht auch wunderbar im Liegen) und
sah den anderen Welpen beim Toben zu. Artus wirkte aufgrund seines
wunderbaren Wesens trotz seines Schicksals immer fröhlich und ausgeglichen
- Jammern war nie sein Ding. Nach 10 Tagen Tapeverband kam dann der (noch
größere) Schreck: Das Röntgenbild ergab, dass der Bruch so doch nicht
zusammenwachsen konnte. Der Verdacht, die Wachstumsfuge könnte ein Trauma
abbekommen haben, lag nahe. Das hätte für unseren Artus, der ja noch zu
einem stattlichen Rüden heranwachsen würde, das Aus bedeutet und für uns
gebrochene Herzen. So fuhren wir voll Bangigkeit in die Klinik in
Babenhausen, in die man uns überwiesen hatte. Dort jedoch sah die
Chefärztin die Sache zunächst sehr positiv. Mit externen Fixateuren sei
solch ein Bruch - selbst bei einem so jungen Hund einer großwüchsigen Rasse
- leicht und schnell zu richten. Artus bekam seine erste OP, die er gut
überstand. Bereits nach drei Wochen konnten die Fixateure in einer zweiten
OP wieder entfernt werden. Der Bruch war schön verheilt. Auch die
Befürchtung, die Wachstumsfuge könnte Schaden genommen haben, erwies sich
als unbegründet. Durch die anfängliche Fixierung des Beines im Tapeverband
aber war es infolge des immens schnellen Wachstums eines Welpen dieser
Riesenrasse zu einer Verkürzung der Achillessehne gekommen. Aufgrund dieser
Sehnenverkürzung hatte Artus dennoch weiterhin Probleme mit dem Auffußen.
Er hatte zunächst ambulant Physiotherapie verordnet bekommen, die wir
regelmäßig in mehreren Einheiten täglich zu Hause fortsetzten. Da dies aber
nicht den gewünschten Erfolg brachte und die Zeit drängte aufgrund des
schnellen Wachstums, empfahl uns die Klinik dringend, den Hund nach dem
Entfernen der Fixateure zwei Wochen in der Klinik zurückzulassen. Dort
konnte kompetentes Fachpersonal ihm täglich mehrfach physiotherapeutische
Trainingseinheiten angedeihen lassen, wodurch sich sein Gangbild deutlich
verbesserte. Unsere Sorge, Artus könnte unter dem Klinikaufenthalt leiden
und seine Sozialisation in dieser sensiblen Phase könnte gefährdet sein,
erwies sich als völlig unbegründet. Artus war auch in der Klinik fröhlich
und unbeschwert, der Liebling des Personals! Er war stets umgeben von den
unterschiedlichsten Hunden - vielen orthopädischen Patienten mit ähnlichen
Beschwerdebildern. Auch Kontakt zu verschiedensten Menschen war täglich
gegeben. Spaziergänge außerhalb der Klinik boten eine willkommene
Abwechslung zum Beobachten der Hundepatienten aus dem "Krankenzimmer"
heraus. Nach Ablauf der zwei Wochen hatte sich sein Gangbild weiter
deutlich verbessert. Auch zu Hause wurde die Physiotherapie durch uns
weiter fortgeführt und man konnte täglich Fortschritte sehen. Inzwischen
hält Artus sehr gut mit seiner Schwester Artemis mit, besucht mit ihr
zusammen eine Hundeschule und absolviert die Spaziergänge ohne Mühe. Sein
Gangbild weicht durch eine leichte Rotation im Knie und die noch nicht
völlig ausgeglichene Sehnenverkürzung noch etwas von der Norm ab. Es ist
jedoch für uns eine große Freude, ihm beim Toben und Spielen mit Artemis
zuzusehen, mit der er auch im Trab und Schritt inzwischen ganz gut
mithalten kann. So hat sich für uns das Unglück zum Guten gewendet. Noch
ist zwar offen, ob Artus' Gangbild jemals wieder völlig unauffällig und
normal werden wird. Aber selbst wenn sich wider alle Erwartung keine
weitere Verbesserung einstellen sollte, so sehen wir doch jetzt schon
deutlich, dass unser Artus auch so ein lebenswertes Leben voll Lebensfreude
führen wird! Und das waren wir ihm einfach schuldig!
Inzwischen ist Artus sieben Monate alt - und wir können es kaum fassen, wie sehr sich sein Gangbild weiter verbessert hat: Nichteingeweihte merken ihm heute nichts mehr an. Durch den stetigen Muskelaufbau ist nun die leichte Schwäche und Instabilität im rechten Hinterlauf praktisch verschwunden - eine verstärkte Rotation im Knie oder eine Sehnenverkürzung sind nicht mehr wahrnehmbar. Wir sind sehr froh und glücklich darüber, dass es unserem einstigen Sorgenkind heute wieder so gut geht!
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